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[Rezension] Khaled Hosseini: Drachenläufer

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Drachenläufer Drachenläufer Drachenläufer

Heute verbindet man mit dem Wort Afghanistan in erster Linie Krieg, Terror, Fanatismus und unterdrückte Frauen. Das es früher mal eine andere Zeit gab, kann man sich nur noch schwer vorstellen. Doch genau da beginnt Drachenläufer. Im Jahre 1962 wird Amir in Kabul geboren. Sein Vater ist wohlhabend und hat eine Vorliebe für aufwändige Partys. Ein Jahr später wird Hassan geboren, der Sohn des Dieners der Familie. Die beiden Kinder wachsen zusammen auf. Beide habe ihre Mutter verloren – Hassans Mutter ist durchgebrannt, Amirs starb kurz nach seiner Geburt.

Ihre soziale Herkunft ist völlig unterschiedlich, trotzdem spielen beide Kinder miteinander. Hassan ist dabei nicht nur Spielgefährte, sondern auch gleichzeitig Amirs Diener. Auch nachdem der König entmachtet wird ändert sich nicht viel im Alltag der Kinder. Amir versucht verzweifelt die Liebe seiner Vaters zu gewinnen und will das beim großen Drachenlauf schaffen. Unbedingt will er den ersten Platz erringen, denn dann würde alles gut, sein Vater würde mit ihm reden, ihn schätzen und sich nicht immer wieder seufzend fragen, warum der Sohn so anders als er selber ist. Doch gerade bei dem Versuch macht Amir einen schrecklichen Fehler, für den Hassan bitter büßen muss.
Das Leben geht auch danach weiter und als die Sowjetunion in Afghanistan einwandert, fliehen Amir und sein Vater in die USA. Amir verbringt dort die nächsten Jahrzehnte, bis ihn ein Anruf zurück nach Kabul bringt. Dort haben inzwischen die Taliban die Macht ergriffen.

Khaled Hosseini kann wirklich fantastisch erzählen. Sehr bildhaft und flüssig scheint sich das Buch fast von selbst zu lesen. Zwischendurch hätte ich die beiden Kinder gerne durchgeschüttelt, den als Leserin merkt man die Gefahr, in die sie sich hinein begeben, viel früher als sie selbst. Afghanistan ist natürlich ein großes Thema, das Land, deren Bewohner eines sehr westlich ausgerichteten Lebenstil führten, bis die Taliban kamen. Perfekt ist es aber natürlich nicht. So wurden die Hazara auch früher schon diskriminiert.
Amir muss sich damit aber zunächst kaum auseinandersetzen. Zu dem Zeitpunkt lebt er schon längst in den USA. Seine Freunde sind aber zum größten Teil wie er selber afghanischer Herkunft. Man trifft sich, klatscht über andere, heiratet untereinander. Sehr interessant wird geschildert, wie die Flüchtlinge, die in ihrere Heimat zu der Elite des Landes gehörten und allesamt wohlhabend waren, mit dem Leben im Exil und der plötzlichen Armut umgehen. Für einige gibt es nichts schlimmeres als auf die Hilfe des Staates angewiesen zu sein und sie nehmen jeden Job an, sei er noch so niedrig und schlecht bezahlt. Andere sehen das als unter ihrer Würde und sie warten lieber auf einen politischen Umsturz, um dann endlich in die Heimat zurück kehren zu können. Erst nach Jahrzehnten, als Amir in das von den Taliban beherrschte Land zurück kehrt, sieht er mit eigenen Augen, was dort angerichtet wurde.

Das Buch wird komplett aus der Sicht von Amir geschildert und so bleibt Hassan leider etwas blass und eindimensional. Was er gefühlt hat, das lässt sich nur erahnen. Und auch später erfährt man nur wenig über den Mann, der er geworden ist. Das ist eigentlich auch schon der einzige Kritikpunkt, den ich an dem Buch habe. Die Figuren sind mir ein bisschen zu sehr schwarz-weiß gezeichnet. Die Bösewichte sind extrem böse und die guten Figuren wie Hassan sind so extrem gut, das es fast schon anstrengend wird…

Fazit: Freundschaft und Schuld, dazu wird einem ein exotisches Land wie Afghanistan nahe gebracht. Lesenswert!

4 sterne

Originaltitel: The Kite Runner, 2003
Genre: Roman
Verlag: Berliner Taschenbuch Verlag
Umfang: 385 Seiten



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